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rolant de beer

Sergej 11/99

 

Rolant de Beer – Ein holländischer Maler in München

10 Tage Kunstausstellung nennt der Maler Rolant de Beer sein neuestes Ausstellungsprojekt, das in einer leeren Büroetage in Laim vom 13. – 21. November Werke recht unterschiedlicher Art von KünstlerInnen aus Schweden, der Schweiz, den Niederlanden und München präsentieren wird. Wir haben uns aus diesem Anlass mit den seit 1988 in München lebenden Holländer unterhalten. Über seine Bilder und sein Leben berichtet Rolf G. Klaiber.

Theoriegeplänkel hasst er, obwohl er sich zur Zeit lesend mit Wittgenstein befasst, und auf Fragen nach dem Woher seiner Themen und Motive zuckt er lächelnd die Schulter und meint, ob ich denn glaube, dass man erklären könne, warum man z.B. Tiere mag. Also gut, keine Erklärungen, zumindesten keine so direkten. Vieles hätte sich einfach so ergeben, mit der Zeit entwickelt, Lebensumstände, Begegnungen, Reisen, aber auch – „und das musste ich erst lernen“- das Klappern, das zum Handwerk gehört.

Die Liebe hat ihn nach München gebracht, eine Beziehung zu führen zwischen Bayern und Holland war keine Lösung auf Dauer und so wurde aus dem Student der Medizin, Tiermedizin und Philosophie in Utrecht der verliebte Studienplatzanwärter in München. Eine gute Entscheidung, wie Rolant meint, auch wenn er den erhofften Studienplatz nie bekommen hat. Die Belohnung kam unerwartet von anderer Seite: Man nahm plötzlich zur Kenntnis, dass da ein junger Mann war, der Bilder machte. Trotz vieler Ähnlichkeiten zwischen Holland und Deutschland fand der ´junge Wilde` hier eine völlig andere Kulturtradition vor: „Die Deutschen Expressionisten sind in Holland erst sehr spät zur Kenntnis genommen worden“ meint Rolant. Jetzt wagt er sich an größere Formate und schnell wird er irgendwo zwischen Salome  und Fettig eingeordnet, wo er sich auch ganz wohl fühlt.

Wenn auch noch viel weiter „unten“, wie er bescheiden betont. Ich habe immer klein angefangen: mit den Formaten, mit den Preisen, den Ausstellungen, mit meiner Selbsteinschätzung“. Und er ist gut gefahren damit. „Es hat sich alles langsam entwickelt, aber es geht stetig nach oben. Jedes Jahr werde ich ein bisschen teurer und kann ein paar Bilder mehr verkaufen und ich bekomme allmählich einen Namen.“

Vieles passiert dabei ohne das Zutun des Künstlers. Die Wertsteigerung, zum Beispiel. „Andererseits wächst natürlich auch mein Anspruch. Ich stelle nicht mehr überall aus und verleihe Bilder nur noch ungern. Da bekommt man oft nicht mal ein Dankeschön und muss sich auch noch drum kümmern, die Leihgaben wieder abzuholen.“

„Ich werde oft gefragt, ob das nicht schwierig ist, Bilder wegzugeben, so wie man irgendwann seine Kinder ins Leben entlassen muss. Im Gegenteil: Wenn ich sehe, wie ein Interessent zwei Nächte vor Aufregung über den Kauf nicht schlafen kann, dann dem Bild einen schönen Platz in seiner Wohnung einräumt, es ausleuchtet, es sozusagen feiert – etwas Schöneres kann einem Künstler doch gar nicht passieren!“

Die meisten seiner Bilder hängen in Privathaushalten: großformatige Köpfe in kräftigen Farben, manchmal grellen Farben, Figuren, meist Akte, eher Männer als Frauen, Tiere, oft Pferde, Zirkusbilder. Und nach jeder größeren Reise, oft mehrmonatigen Aufenthalten in Indonesien, Neuseeland oder Australien, entdeckt man Einflüsse der erlebten fremden Kultur: die Farben der Maori etwa, die Ornamentik Indonesiens, Spiralen tauchen auf, Stimmungen spiegeln fremde Welten wieder, verfremden die bekannten Grundmuster des Europäers.

Er hat kein fertiges Bild im Kopf, wenn er anfängt mit einer leeren oder grundierten Leinwand. Das Konzept ist im Hintergrund vorhanden. „Fachleute und Kritiker wundern sich oft über meine Arbeitsweise. Ich stürze mich erst mal rein in ein neues Bild, schaue, was passiert und reagiere darauf, indem ich das, was ich als ´falsch` erkannt habe übermale und somit in den Hintergrund dränge. Das ist dann immer noch vorhanden, aber das endgültige Bild bildet sich langsam, darauf aufbauend heraus. Wenn von mir verlangt wird, dass der erste Strich schon der endgültige sein muss, das finde ich ganz furchtbar. Tagsüber male ich, abends schaue ich mir`s an und dann wird am nächsten Tag notfalls geändert. Oder ich sehe was in der U-Bahn, einen bestimmten Gesichtsausdruck, eine Farbkombination – alles Mögliche kann mich beeinflussen und ich muss es dann ausprobieren.“

Wie ein Tänzer beginne ich mich zu bewegen, dann, ganz langsam, experimentiere ich mit Möglichkeiten und Lösungen. Zuerst muss ich etwas TUN. Mit der Zeit setzt das Nachdenken ein und die Schärfe.

Die Professionalisierung schreitet fort: organisiertes Arbeiten ist für Rolant de Beer inzwischen zu einer wichtigen Grundlage geworden: „Ich mag keine Stressaktionen etwa derart, dass man in der Nacht vor einer Ausstellung noch die letzten Bilder fertig macht. Und ich brauche auch eine anregende Umgebung.“ So ist er nicht nur umgezogen, sondern hat sich im Keller auch einen kleinen „Showroom“ eingerichtet. „Das gehört einfach dazu, dass man seine Bilder zeigen kann, sie parat hat. Ich habe gern Atelierbesuch, wenn sich Leute für meine Bilder interessieren“, meint Rolant und mit einem Augenzwinkern „und vielleicht auch für den Maler“. Na ja, es werden schon die richtigen Leute anrufen (Fon 089/567861).

Die ausufernden Reisen, die Rolant sich vor allem nach dem Tod seines Freundes gegönnt hat, kann und will er sich heute so nicht mehr leisten: „Da falle ich zu sehr aus den Zusammenhängen hier heraus“. Und natürlich macht der Kunstmarkt keine Pause, wenn der Maler im Ausland auftankt.

Warum er denn hier geblieben ist, will ich wissen. Es sei ein Glücksfall für ihn gewesen, meint der Holländer, und auch Kandinsky hätte ja wohl hier in Oberbayern die ideale Kombination zum Leben und Arbeiten gefunden: die Landschaft, das Licht, der kulturelle Hintergrund. „Das ich erst mit über vierzig Jahren meine Identität als Künstler fest hatte, das hat mich schon auch erschreckt. Angelegt war es wohl schon immer, aber es braucht einfach Zeit, bis man das richtige Medium gefunden hat.“